Bitte Schuhe ausziehen:
Auch in der Schweiz ist es ja weit verbreitet, dass wir die Schuhe ausziehen, bevor wir das Haus, bzw. die Wohnung betreten und oft fordern wir auch unsere Besucher auf, dies zu tun. Aufmerksame Gastgeber halten dafür extra Gäste-Hausschuhe bereit (das steht schon länger auf meiner To-do-Liste 😊).
In Südkorea geht man hier aber noch einen Schritt weiter, oder besser gesagt, man geht lieber keinen Schritt zu weit, wenn man noch die Strassenschuhe trägt. Heisst: Man zieht die Schuhe aus sobald man durch die Tür in den Vorraum tritt. Dort stehen manchmal Schuhregale bereit, wenn keine solchen vorhanden sind, lässt man seine Treter im Schuhchaos zurück und hofft, diese wiederzufinden.
Da diese Tradition nicht nur in Privatwohnungen, sondern auch in Restaurants, Cafes, Hostels, Tempeln, etc. gepflegt wird, tragen Südkoreaner und erfahrene Ausländer oft Schuhe, in die man einfach raus- und wieder reinschlüpfen kann, denn die ewige Bückerei und Binderei ist eher hinderlich.
Ohne Schuhe bringt man keinen Dreck rein, es muss also weniger geputzt werden, die Füsse sind trotzdem warm, da meist eine Bodenheizung vorhanden ist und ohne Schuhe ist es hier definitiv bequemer, wenn man sich zu Tisch setzt. Und somit sind wir schon beim zweiten Unterschied…
Essen im Schneidersitz:
Hier wird traditionell auf dem Boden sitzend an niedrigen Tisch gegessen. Während die Koreaner den Schneidersitz während des ganzen Mahls beibehalten, versuchen wir Ungeübten unsere Beine unter den niedrigen Tischen auszustrecken, verlagern das Gewicht von einer Seite zur anderen und balancieren dabei unser Essen zwischen den ungewohnten Stäbchen, welche übrigens hier meist eher flach und aus Metall sind, wohingegen sie in China rund und aus Holz sind. Dort wird das Schälchen auch zum Mund geführt und der Reis «geschaufelt», dies gilt hier als unhöflich, sodass die Schälchen auf dem Tisch stehen bleiben, dies auch, weil die ganzen Beilagen unter allen Anwesenden geteilt werden.
Nun, nach dem ganzen Soju (Nationalspirituose aus Reis und meist Kartoffeln), welches oft mit Bier gemischt wird, drängt einem die Blase auf das stille Örtchen. Damit man dieses nicht ohne Schuhe aufsuchen muss, stehen im Bad immer Slipper bereit, welche von allen benutzt werden. Einerseits wäre es nur in Socken oder gar barfuss natürlich etwas unhygienisch, andererseits haben Koreanische Duschen keine Wanne, sodass beim Duschen immer das ganze Bad überschwemmt wird und so behält man mit den Slippern trockene Füsse.
Kimchi und Korean BBQ:
Gegessen wird hier definitiv anders, es geht nicht nur um die Nahrungszufuhr, koreanisches Essen ist gesund und es wird sehr darauf geachtet, dass jede Mahlzeit ausgewogen ist. Als Beispiel Korean BBQ, was wir mit Jumi, Marc + Co. sehr oft gegessen haben. Hier wird das Fleisch direkt auf dem Tischgrill zubereitet und dazu werden duzende kleine Schälchen mit Beilagen gereicht, Salatblätter, in welche die Fleischstücke gelegt werden, Kimchi, Rettich, Zwiebeln, Chili, Knoblauch, Pak Choi, Sojabohnensprossen, Lauchzwiebelsalat und vieles mehr.
Kimchi ist eigentlich nur ein Überbegriff für fermentiertes Gemüse, es gibt wohl hunderte verschiedene Arten von Kimchi und es scheint bei jeder Mahlzeit einfach dazuzugehören. Am meist verbreiteten scheint Kimchi aus Chinakohl zu sein, je nach Zubereitungsart ist es schärfer, intensiver, spezieller.
Marc erzählte uns, dass jeder Südkoreaner zwei Kühlschränke habe, einen für alles und einen speziell für Kimchi. Sogar in dem einen Hotel, in welchem wir auf Futons übernachtet haben, hatte es zwei Kühlschränke 🙂
Südkoreanische Gastfreundschaft und Zurückhaltung:
Die Südkoreaner haben wir bisher als sehr freundlich, hilfsbereit und gastfreundlich erlebt. Auch wenn nur wenige Englisch sprechen, versuchen Sie immer zu helfen oder sich mit Händen und Füssen und wenigen Worten Englisch mit uns zu unterhalten.
In Miryang haben wir gleich in zwei Geschäft erlebt, dass sie uns nach dem Bezahlen noch eine Kleinigkeit gratis dazugegeben haben, einmal sogar in einem SevenEleven (Art Kiosk), so etwas habe ich in der Schweiz noch nie erlebt.
Wir Schweizer setzen uns zuhause gerne in ein Cafe und beobachten Leute, dies lässt die Südkoreanische Zurückhaltung nicht zu, wir werden hier eigentlich nicht gemustert und wenn, dann nur von Kindern und selten von älteren Leuten. Wahrscheinlich ist der Bart von Pius und unsere grossen Rucksäcke dann einfach doch zu interessant, um nicht hinzusehen.
Mit der Zurückhaltung ist es aber schnell vorbei, wenn man zusammen in einer Bar sitzt. Bei Karaoke (sie lieben es und können es kaum erwarten, ihren ausgewählten Song vorzutragen) und viiiel Bier und Soju gehen die Koreaner so richtig auf. Ich habe diesen krassen Wechsel von Zurückhaltung zu Ausgelassenheit noch nirgends so beobachten können. Und trinken können sie, huiuiui 🙂
Nicht ihre Stärke – Auto fahren:
Egal ob der Taxifahrer, der bei 60 kmh lieber 130 fährt, bei der Ampel, die auf grün springt, losrast, als wäre er bei einem Autorennen, der andere, der immer wieder leicht bremst und Gas gibt und so die ganze Strecke ruckelnd zurücklegt, oder viele die bei Dunkelheit ohne Licht fahren, Blinker nicht verwenden, Chaos verbreiten, weil man nun umsverrecke links abbiegen will, obwohl es da wirklich kein Durchkommen gibt und und und.
Ich weiss nicht woran es liegt, aber sobald die Koreaner in ein Auto steigen, scheint es vorbei zu sein, mit der Freundlichkeit – auch Fussgänger haben hier definitiv beim Zebrastreifen keinen Vortritt! Aber trotz allem, ihre Geduld verlieren sie nie, auch nicht im chaotischen Strassenverkehr.